Am Anfang war das
Feuer. Nicht ganz ungefährlich, aber eben auch
ziemlich wichtig: Wer es zähmen konnte, hatte
einen entschiedenen Vorteil. In der Musik ist
das nicht anders. Wer seine Kreativität nicht
zähmen kann, wird von ihr verschlungen. Einfach
so. Burn haben das verinnerlicht. Heute tragen
sie ihr Feuer heller und selbstbewusster denn je
durch die Nacht. Sie wissen aber auch, was
dieser eine Ausspruch Neil Youngs mit dem
Ausbrennen und Verblassen wirklich bedeutet.
Mit dem zweiten
Album „Black Magnolia“ legten die Münsteraner
2012 ein kostbares Kleinod waviger Rock-Klänge
vor. Produziert von Vincent Sorg (In Extremo,
Die Toten Hosen) und Henning Verlage (Unheilig),
war es die konsequente Fortführung des Debüts.
„Black Magnolia“ wurde intensiv betourt, es
folgten deutschlandweite Auftritte mit Unheilig,
den Fields Of The Nephilim oder Schandmaul. Dazu
mehrten sich die positiven Kritiken und die
Anfragen der Presse – mehr als ein gewaltiger
Schritt nach vorn also. Wenn auch nicht ohne
Schattenseiten: „Nach der Veröffentlichung von
'Black Magnolia' und der Tour mit Schandmaul gab
es die ersten Risse in der Band“, blickt
Frontmann Felix Friberg zurück. „Einzelnen
Mitgliedern fehlte schlicht die Bereitschaft,
weiter an dem zu arbeiten, was man sich bis
hierher aufgebaut hatte.“ Und das war bereits
eine ganze Menge.
Mit anderen
Worten: Was auf hoher Flamme begann und mehr als
vielversprechend loderte, versiegte mehr und
mehr zu einer Sparflamme. Der Funke jedoch, der
Burn erst entzündet hatte, er erlosch nicht. Um
ihn neu zu entfachen, waren drastische Schritte
nötig. Burn wurden zum Phoenix, der an sich
selbst verbrennt, um aus seiner eigenen Asche
aufzustehen. „Als würde eine langjährige
Beziehung in die Brüche gehen“, beschreibt
Friberg diese Zeit. „Man kennt sich so lange und
hat gemeinsam viel erlebt, stellt aber fest,
dass man in unterschiedliche Richtungen blickt.“
So schwer dieser Schritt auch war, so klar war
für ihn: „Ich mache weiter, das war´s noch
nicht.“
Nein, das war es
in der Tat noch nicht. 2016 sind Burn zurück.
Mit neuen Mitgliedern, neu gesteckten Zielen,
vor allem aber mit neuer Zuversicht blickt die
Band in eine Zukunft, die dank des neuen Albums
"Ein Monument aus Gold" verheißungsvoller nicht
sein könnte. „Die Stimmung ist gelöst wie selten
zuvor“, betont Friberg sichtlich zufrieden.
Nicht nur die: Die Musik ist es auch.
Stilistisch durchaus wiederzuerkennen – und
dennoch anders.
Das liegt auch an der deutschen Sprache, die
Friberg erstmals in seinen Texten verwendet hat.
„Es war für mich von vornherein ausgeschlossen,
einen Weg zurück ins Vertraute zu finden“,
erklärt er diese Wandlung. Ein echter
Glücksgriff: Der Gesang weckt angenehme
Assoziationen an große Stimmen der Vergangenheit
und beschert der Musik eine zusätzliche
Eigenständigkeit und Tiefe. „Die deutsche
Sprache ist kantig und hart, gleichzeitig steht
man als Sänger vollkommen nackt da“, so Friberg.
„Was du singst, springt direkt ins Gesicht des
Zuhörers. Das hat das Arbeiten aber erst so
spannend gemacht.“
Genau das macht
Stücke wie „Halt fest an deinem Traum“ so
herausragend. Ein Text, der das Innenleben
seines Verfassers ebenso reflektiert wie die
täglichen Kämpfe, die wir alle auszufechten
haben, eine melancholische und dennoch
aufrüttelnde Stimmung, durchdringender Gesang
und diese schwebenden Melodien, die die
Achtziger mit den Neunzigern und der Gegenwart
zu einem neuen Sound verschmelzen lassen. „Wir
haben uns einfach uns selbst zugewandt“, sagt
Friberg dazu. Kein Zweifel: Das ist der Stoff,
aus dem die Leuchtfeuer sind. Der Stoff, der
Burn spätestens jetzt als Fackelträger
bedeutsamer Rockmusik in die Welt marschieren
lässt. Mit einem gewichtigen Unterschied:
Diesmal wird das Feuer nicht erlöschen.
Björn Springorum
|